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O. Vorwort

Der Islam ist eine Religion, die im 8. Jahrhundert in Arabien entstand und sich im Laufe der Geschichte zur zweitgrößten Religionsgemeinschaft der Erde entwickelt hat1. Es ist, zumal für einen Außenstehenden, nicht möglich eine solche bedeutende Religion in ihrer ganzen Geschichte oder auch nur in ihrer heutigen Gestalt angemessen zu beschreiben und zu würdigen.

So will ich im Rahmen dieser Arbeit nicht versuchen einen Überblick über den Islam zu geben oder in seine Glaubenswelt einzuführen. Selbst Grundwissen über das Leben Mohammeds, die Ausbreitung des Islam oder die wichtigsten Glaubens- und Pflichtenlehren möchte ich an dieser Stelle voraussetzen. Wo es nötig ist wird darauf Bezug genommen und auf die entsprechende Literatur verwiesen.

Das Anliegen, das im Thema zum Ausdruck kommt, ist ein anderes: Christen und Moslems und Gläubige anderer Religionen leben gemeinsam auf dieser einzigen Erde und tragen Verantwortung für sie. Am Verhältnis von Islam und Christentum, soll die zwiespältige Rolle betrachtet werden, die Religionen im Zusammenleben der Menschen spielten, und bedacht werden, welche Aufgaben sich dadurch heute stellen.

Das Zusammenleben wird aber nicht im Heute einfach neu erfunden. Es ist geprägt und belastet durch eine gemeinsame Geschichte. Ein genauerer Blick in diese Geschichte liefert aber auch Anhaltspunkte, in denen heutige Christen und Muslime eine Grundlage für eine gemeinsame Zukunft entwickeln könnten.

Diese Zukunft ist denn auch das eigentliche Anliegen der Arbeit. Zu lange und zu oft wurden, und werden noch heute, Religionen zur Rechtfertigung von Gewalt und Krieg mißbraucht. Selten hört man entschiedenen Widerspruch derer, die in den Religionen Verantwortung tragen. Dieses Problems hat sich der Theologe Hans Küng in seinem "Projekt Weltethos" angenommen. "Die Menschheit kann sich immer weniger leisten, daß die Religionen auf dieser Erde Kriege schüren und nicht Frieden stiften."2 Die Verantwortung kann jedoch, so Küng, nicht an die Kirchenleitungen und die Theologen abgeschoben werdern. "Wir brauchen (...) einen Religionsunterricht, Religionslehrer und Religionsbücher, die im Dienst der interreligiösen Wissensvermittlung stehen und diese Aufklärungsarbeit als praktische Friedenserziehung begreifen."3 "Wissensvermittlung" darf dabei nicht nur kognitiv verstanden werden, sondern muß Hand in Hand gehen mit einer zur Begegnung mit der fremden Religion führenden Handlungsorientierung. Dieses Anliegen mache ich mir mit dieser Arbeit am konkreten Beispiel des Verhältnisses von Islam und Christentum zu eigen.

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1 1992 gab es weltweit 971 Mio. Muslime, nach: Fischer Weltalmanach 96, 1135
2 Küng: Weltethos, Einband vorne
3 Küng: Weltethos, 168 f