C. Ausarbeitung der Unterrichtseinheit

1. Skizzierung der Unterrichtssequenz

2. Ausarbeitung der 5. Stunde

3. Ausarbeitung der 6. Stunde

4. Der Moscheebesuch

5. Gesamtreflexion


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Inhaltsverzeichnis
Verfasser
Literatur

1. Skizzierung der Unterrichtssequenz

Die unten ausgearbeiteten Stunden können nicht isoliert von der gesamten Sequenz gesehen werden. In den vorhergehenden Stunden wird die Grundlage dafür gelegt, im Islam nicht nur das Trennende sondern auch das Gemeinsame zu sehen. Deshalb ist in jeder der Stunden der Bezug zum Christentum herzustellen, ob nun im Blick auf religionsgeschichtliche Zusammenhänge oder durch reflektieren theologischer Gemeinsamkeiten. Da eine komplette Ausarbeitung den vorgegebenen Rahmen der Arbeit sprengen würde, soll eine Übersicht der Stundenziele die Einbindung in die Sequenz andeuten.

1. Stunde: Die Schüler sollen Aufmerksam werden auf die Verbreitung und Bedeutung der zweitgrößten Religionsgemeinschaft der Erde.

2. Stunde: Anhand der Entstehung des Isalm durch die neue Glaubenslehre des Propheten Mohammed lernen die Schüler den Monotheismus als entscheidenden Glaubensgrundsatz des Islam kennen. Es wird ihnen dabei bewußt, daß die Begegnung mit Christentum und Judentum die Entstehung des Isalm beeinflußt hat.

3. Stunde: Die Schüler lernen in den "fünf Säulen des Islam" die wichtigsten Prinzipien der islamischen Glaubenspraxis kennen und reflektieren dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit der eigenen Religion.

4. Stunde: Durch einen Vergleich zwischen den drei monotheistischen Religionen wird den Schülern der geschichtliche und theologische Zusammenhang zwischen diesen Religionen bewußt.

5. Stunde: Die Schüler erkennen, daß das Verhältnis zwischen den beiden Religionen, trotz Übereinstimmungen im Glauben, immer wieder durch Kriege belastet wurde und auch heute noch Religionen zur Rechtfertigung von Gewalt und Krieg mißbraucht werden.

6. Stunde: In der Begegnug mit ausgewählten Texten aus den Religionsgemeinschaften sehen die Schüler, daß die Religionen ihre gemeinsame Verantwortung für den Frieden und soziale Gerechtigkeit erkannt haben, und begreifen, daß auch sie Verantwortung dafür tragen, daß Fremdheit nicht zur Ursache von Gewalt wird.

7. Stunde: Im Gespräch mit islamischen Mitschülern und einem Besuch in der nahegelegenen Moschee wird den Schülern klar, daß der Islam nicht nur die Religion des fernen Orient, sondern Teil ihreres Lebensumfeldes ist. Die Stunden 5 bis 7 werden im Folgenden ausführlicher ausgearbeitet.

2. Ausarbeitung der 5. Stunde

2.1. Methodische Überlegungen
2.2. Feinziele
2.3. Geplanter Stundenverlauf
2.4. Tatsächlicher Stundenverlauf
2.5. Reflexion

2.1. Methodische Überlegungen

Die Schüler sind durch die vorangehenden Stunden mit dem Islam und seinen Beziehungen zum Christentum in Berührung gekommen. Der Einstieg muß also nicht mehr zum Islam als Thema der gesamten Sequenz hinführen. Vielmehr soll er bei den Schülern ein Problembewußtsein über das Thema der Gewalt zwischen Menschen verschiedener Glaubensbekenntnisse anbahnen. Ich habe dafür ein möglichst aktuelles Bild gesucht und entschied mich für ein Focus "Bild der Woche"89 über die Gewalt in Jerusalem entschieden. Dies betrifft zwar einen Konflikt zwischen Islam und Judentum ist aber m.E. gerade deshalb geeignet, da es deutlich macht, daß es sich um ein grundlegendes Problem zwischen allen Religionen handelt. Da die Schüler den Kontext des Bildes zu Beginn noch nicht kennen, erwarte ich Äußerungen, die auch den Konflikt zwischen Moslems und Christen auf dem Balkan ansprechen.

Das Thema der anschließenden Erarbeitung ist sehr umfangreich. Eine arbeitsteilige Gruppenarbeit bietet sich schon deshalb an. Ein weiterer Aspekt ist die Aktivierung aller Schüler, die in Gruppengrößen von ca. 4 Schülern90 am besten gewährleistet ist. Die drei Gruppenthemen sind so ausgewählt, daß zwar jede Gruppe ein anderes geschichtliches Ereignis vertieft bearbeitet, aber in allen deutlich wird, daß beide Religionen in der Geschichte jeweils versucht haben, die andere zu beherrschen.

Im Plenum stellen die Gruppen ihre Ergebnisse vor. Ich erwarte mir davon drei positive Effekte. Die Schüler wissen, daß die anderen Gruppen auf ihre Darstellung des Ergebnisses angewiesen sind, weil sie ja ein anderes Thema bearbeiten. Dies erhöht nach meinen Erfahrungen in der Klasse die Motivation zu gründlicher Arbeit. Durch die Ergebnisse der anderen Gruppen bekommen die Schüler einerseits einen Überblick und erkennen andererseits, daß ihre eigenen Erkenntnisse auch auf die anderen Epochen zutreffen. Der begleitende Tafelanschrieb, der gleichzeitig Hefteintrag ist, dient als Ergebnissicherung und bei der anschließenden Zusammenschau und Diskussion als Grundlage.

Da es sich bei der ausgewählten Klasse um sehr diskussionsfreudige Schüler handelt, erwarte ich mir von den Schülern konkrete Vorschläge, wie die Religionsgemeinschaften auf den Mißbrauch der Religion für Krieg und Gewalt reagieren sollten.

Das abschließende Gebet der Vereinten Nationen greift das Anliegen, daß alle Religionen friedlich miteinander leben sollten noch einmal vertiefend auf.

2.2. Feinziele

FZ 1: Durch das Betrachten und gemeinsame Reflektieren eines aktuellen Bildes wird den Schülern bewußt, daß Kriegsparteien meist verschiedenen Religionen oder Konfes- sionen angehören.

FZ 2: Durch die Beschäftigung mit einem Kapitel der islamisch-christlichen Geschichte erkennt der Schüler in der Gruppenarbeit, daß schon zu dieser Zeit jeweils eine der Religionsgemeinschaften versucht hat, die andere zu beherrschen.

FZ 3: Im Plenum erfahren die Schüler durch die anderen Gruppenergebnisse, daß sich ihre eigenen Beobachtungen durch die gesamte Geschichte verfolgen lassen.

FZ 4: In der Diskussion über die Arbeitsergebnisse wird den Schülern bewußt, daß Kriegstreiber die religiösen Unterschiede der Menschen mißbrauchen, und überlegen geeignete Gegenmaßnahmen der Religionen.

FZ 5: Durch das Hören des Gebetes der Vereinten Nationen vertiefen die Schüler das Bewußtsein, daß Menschen aller Religionen friedlich miteinander leben sollten.

2.3. Geplanter Stundenverlauf

Phasen und Feinziele
Inhaltlicher Verlauf
Arbeits- und Sozialformen
Medien und Arbeitsmittel

Anfangsphase
Impuls  
Lehrer begrüßt die Schüler und legt eine Bildfolie als stummen Impuls auf den Overheadprojektor.
SS beschreiben das Bild: Ein Mensch zielt mit einem Gewehr auf jemanden.
Schüler-
äußerungen
zum Bild
Bild 1
als Folie
(Material 5-1)

FZ 1

Hinführung  
zum Thema  

L: Das Bild ist nur wenige Wochen alt. SS nennen Vermutung wo her das Bild stammen könnte und sammeln damit aktuelle Krisenherde. Die Schüler arbeiten die Konfliktparteien heraus z.B. Moslems, Kroaten und Serben in Bosnien.
L: Wir sehen, daß bei heutigen Konflikten meist Menschen verschiedener Religionen sich als Gegner gegenüber stehen. Wie gehen heute am Beispiel von Islam und Christentum der Frage nach, was die Religionen mit den Kriegen zu tun hat.


Unterrichts-
gespräch
Themenangabe

L schreibt an die Tafel:
Die gemeinsame Geschichte von Islam und Christentum

TA 1 siehe:
(Material 5-5)

Erarbeitung 1
Aufgaben-  
stellung    

FZ 2
L: Diese Geschichte ist ca 1300 Jahre alt. Die Arbeit teilen wir uns auf.
Aufteilung in 6 Gruppen 3 Aufgabenstellungen.
Lest euren Text aufmerksam durch und versucht dann gemeinsam die Aufgaben 1-3 zu beantworten.
Schüler bearbeiten ihre Aufgaben in 6 Gruppen
L gibt Hilfestellung und weist besonders auf Aufgabe 3 hin.



arbeitsteilige Gruppenarbeit

Arbeitsblätter
(Material 5-2.1
5-2.2 / 5-2.3)

Erarbeitung 2

FZ 3

Ergebnis-  
sicherung  

Zu jedem der drei Themen stellt ein Schüler die Ergebnisse vor. Er wird unterstützt und ergänzt durch seine eigene und die arbeitsgleiche Gruppe.
An einer Karte werden die Orte und Länder, die angesprochen werden, eingeordnet, sodaß die Schüler eine räumliche Vorstellung von den Ereignissen bekommen.
An der Tafel und im Heft werden die wichtigsten Stichpunkte festgehalten und dabei in zwei Spalten das Verhalten der Moslems und Christen gegenübergestellt.
Plenum


Schüler-
vortrag
Folie: Karte
(Material 5-3)


TA 2.1 - 2.3


Vertiefung

FZ 4

L: Wenn wir auf unsere Ergebnisse blicken, wie können wir das Zusammenleben des Islams u. Christentum zusammenfassend beschreiben ?
SS: Krieg - Eroberung - Rückeroberung
L: Und was hat die Religion damit zu tun? evt.: Hinweis auf Frage 3
SS: Die Religion der anderen wurde als schlecht dargestellt, damit die Menschen einen Grund hatten gegeneinander zu kämpfen.
L: Das gibt es heute noch, können da die Religionen etwas dagegen tun ?
SS: Sie können sagen, daß sie nichts gegeneinander haben, sodaß es keinen Grund für einen Krieg gibt.
L: Das ist wichtig, darum halten wir es auch im Heft fest.
Unterrichts -gespräch bisher. Tafel- anschrieb


Arbeitsblätter
siehe oben

TA 3

FZ 5

L: Zum Abschluß möchte ich euch noch ein Gebet vorlesen, das sogar beide Religionen gemeinsam beten könnten.
L liest Gebet der Vereinten Nationen vor.
Lehrervortrag Gebet

Material 5-4

2.4. Tatsächlicher Stundenverlauf

Die Schüler reagierten interessiert auf das Einstiegsbild und konnten auch einige aktuelle Beispiele für Kriege nennen. Einzelne kannten auch die Religionen der Kriegsparteien. Es entwickelte sich aber schon hier ein interessantes Gespräch zum Palästinenserproblem, das dann mehr Zeit in Anspruch nahm als vorgesehen.

Die Gruppenarbeit ging zügig voran, ich mußte aber, wie vorgesehen, einzelnen Gruppen Hilfestellung geben. (Begriffsklärung: "Tribut") In Gruppe 3 war die Fragestellung 1 etwas unklar, bzw. aus dem Text nicht eindeutig zu beantworten, sodaß ich hier eingreifen mußte.

Im Plenum zeigten die Gruppen befriedigende Ergebnisse, manche Schüler müssen sich an das Sprechen vor der Klasse aber erst noch gewöhnen. Für diese Phase wurde erheblich mehr Zeit benötigt als vorgesehen, sodaß die letzte Phase knapp ausfallen mußte.

Die Zusammenfassung war noch möglich, für das Schlußgebet wäre aber mehr Zeit und Ruhe nötig gewesen, sodaß ich darauf verzichtet habe.

2.5. Reflexion

Insgesamt war ich mit dem Verlauf der Stunde zufrieden. Ich bin der Meinung, daß das Stundenziel erreicht wurde, auch wenn die letzte Phase sehr knapp ausgefallen ist. Der aktuelle Bezug war durch die ausführliche Einstiegsphase trotzdem gegeben. Text und Aufgabe für Gruppe 3 müssen wohl besser aufeinander abgestimmt werden. Die persönlichen Schwierigkeiten einzelner Schüler beim Vortrag vor der Klasse haben den Verlauf etwas gehemmt. Der Zeitverlust ist aber hinzunehmen, da die Schüler auch solche Fähigkeiten irgendwo lernen müssen.

3. Ausarbeitung der 6. Stunde

3.1. Methodische Überlegungen
3.2. Feinziele
3.3. Geplanter Stundenverlauf
3.4. Tatsächlicher Stundenverlauf
3.5. Reflexion

3.1. Methodische Überlegungen

Die Stunde ist im Zusammenhang mit der vorhergehenden zu sehen. Sie führt den aufgenommenen Gedanken weiter, bzw. versucht die dort aufgeworfenen Fragen zu klären. Ich wähle deshalb das Gebet91, das am Ende der letzten Stunde stand, diesmal als Einstieg. Im Unterrichtsgespräch über das Gebet werden die Ergebnisse der letzten Stunde wiederholt und nochmals reflektiert. Die unbeantwortet gebliebene letzte Frage der letzten Gruppenarbeit, was die Religionen gegen den angesprochenen Mißbrauch tun müßten, wird dabei ins Bewußtsein gerufen, und führt direkt zum Thema dieser Stunde. Die Bilder92, die die Grundlage für die erste Erarbeitungsphase bilden, machen die Vielfalt der Religionen deutlich. Die Gestalt des jetzigen Papstes dürfte den Schülern bekannt sein, einigen vielleicht auch die des Dalai Lama. Ich rechne mit einem besonderen Interesse dafür, daß auch Vertreter der Indianer als Religionsgemeinschaft an diesem Treffen teilgenommen haben.

Im anknüpfenden Unterrichtsgespräch soll herausgearbeitet werden, was es bedeutet wenn die Führer aller Religionen öffentlich zu einem Gebetstreffen zusammenkommen. Was die Religionen konkret zu ihrem Verhältnis zueinander, und zu ihrem gemeinsamen Anliegen sagen, soll in Anlehnung an die vorhergehende Stunde wieder am Beispiel von Islam und Christentum erarbeitet werden. Um auch im Unterrichtsverlauf deutlich zu machen, daß die beiden Stunden eine Einheit bilden, arbeiten die Gruppen in der alten Besetzung weiter. Die Texte93 habe ich aufgrund der Erfahrung in der vorhergehenden Stunde stark gekürzt und vereinfacht, um mehr Zeit für das anschließende Plenum zu gewinnen. Die Gruppen sind wieder arbeitsteilig, es gelten dieselben Überlegungen wie zur Vorstunde.

Nach dem Abschluß des Tafelbildes möchte ich in der Schlußphase noch einen Transfer versuchen, indem den Schülern deutlich wird, daß es nicht reicht, wenn ein Papst etwas erklärt, sondern alle Gläubigen die Idee vor Ort verwirklichen müssen. Da diese Gedanken etwas schwierig sind, bleibe ich dazu im gelenkten Unterrichtsgespräch, weil ich denke, daß die Schüler in Partner oder Gruppenarbeit überfordert wären.

3.2. Feinziele

FZ 1: Durch das Hören und Bedenken des Gebetes der Vereinten Nationen sollen die Schüler für die gemeinsamen Anliegen aller Religionen offen werden.

FZ 2: Am Gebetstreffen der Religionen in Assisi sollen die Schüler erkennen, daß die Verantwortlichen der Religionen bereit sind, sich gemeinsam für den Frieden einzusetzen.

FZ 3: Die Schüler sollen in der Gruppenarbeit anhand eines offiziellen Textes einer Religion erarbeiten, wie und wozu diese Religion auf die anderen Religionen zugehen möchte.

FZ 4: Im Plenum erkennen die Schüler durch die Resultate der anderen Arbeitsgruppen, daß eine Zusammenarbeit der Religionen in wichtigen Anliegen wie Friede und soziale Gerechtigkeit heute möglich ist.

FZ 5: Die Schüler sollen ihre Verantwortung als Christ erkennen diese Anliegen umzusetzen und an Beispielen aus ihrer Umwelt bedenken, wie sie diese Verantwortung wahrnehmen können.

3.3. Geplanter Stundenverlauf

Phasen und Feinziele
Inhaltlicher Verlauf
Arbeits- und Sozialformen
Medien und Arbeitsmittel

Anfangsphase
Impuls  


FZ 1
Lehrer spricht das Gebet der Vereinten Nationen
Stille - Begrüßung
Was könnt ihr zu dem Gebet sagen, daß ich gerade gesprochen habe.
SS äußern ihre Eindrücke:
- Es geht um Frieden
- Das Gebet könnte von versch. Religionen sein.


Unterrichts-
gespräch
Gebet
(Material 5-4)

Überleitung  
zum Thema  

L: Der Wunsch nach Frieden ist allen Religionen gemeinsam. Auch im Islam und im Christentum, obwohl sie lange Zeit gegeneinander Kriege geführt haben. Ob die beiden etwas aus ihrer Geschichte gelernt haben das schauen wir uns heute an.
Lehrer-
information
Themenangabe

L schreibt an die Tafel:
Die gemeinsame Zukunft von Islam und Christentum

TA 1 siehe:
(Material 6-3)

Erarbeitung 1
Impuls    



FZ 2
Lehrer legt Bild auf:
SS: Der Papst, andere Geistliche, auch der Dalai Lama. (Hier: Klärung was für Religionen vertreten sind - auch Indianer: kleines Bild)
SS: Sie treffen sich und sitzen zusammen
- Haben vielleicht etwas zu besprechen
L: Wenn ihr an die letzte Stunde zurückdenkt - Was könnten sie zu besprechen haben ?
SS: - Was man gegen den Krieg tun kann
- Vielleicht beschließen sie gemeinsam, daß sie keinen Krieg mehr haben wollen ...
- Vielleicht beten sie gemeinsam für den Frieden

Unterrichts-
gespräch

Bild (Folie)
(Material 6-1
Überleitung   L: Die Religionsführer aller Religionen haben sich tatsächlich getroffen um für den Frieden zu beten.
- nicht in einem gemeinsamen Gebet, ... aber an einem Ort, in Assisi. ...
Muslime, Christen und die anderen Religionen wollen miteinander in Frieden leben. Das haben sie öffentlich erklärt.
Drei solcher Texte möchte ich mit euch gemeinsam anschauen
Lehrer-
information

Erarbeitung 2

FZ 3
L gibt Arbeitsanweisung
In den arbeitsteiligen Gruppen erarbeiten die Schüler die Aussagen der vorgestellten Texte anhand der vorgegebenen Fragen.
Gruppenarbeit - Aufteilung wie Stunde 5
L-Anweisung Textblätter
mit Arbeits-
aufträgen
(Material 6-2.x)
Arbeitsgruppen stellen ihre Ergebnisse vor.
1. Verlesen der Erklärung
2. Erklären (je nach Thema) 3. Wichtigsten Satz wiederholen (-> Tafel)
Plenum TA 2.1 - 2.3

FZ 4
Nachdem alle drei Gruppen ihre Erklärung abgegeben haben, wird im Unterrichtsgespräch geklärt was die drei Texte als gemeinsame Aufgabe der Religionen ansehen.
Das Ergebnis wird im Zentrum der Tafelanschrift festgehalten.
Unterrichts-
gespräch
TA 3

Vertiefung
Transfer   



FZ 5
L: Wenn wir das ernst nehmen, was die Religionen da sagen, hat das auch Bedeutung für uns hier.
SS: -Wir sind ja alle katholisch
-Bei uns leben auch Muslime
-Es gibt auch bei uns verschiedene Gruppen
L: Gibt es da auch Krieg ?
SS:Streit schon - Krieg im Kleinen
Im Klassenverband überlegen sich die Schüler Situationen auf welche Weise sie in ihrem Leben die erarbeiteten Ziele verwirklichen können.
- Unterschiede akzeptieren.
- Gegen Ungerechtigkeit protestieren
- Auch auf andere zugehen. Sich für andere Meinungen interessieren.



Unterrichts -gespräch
Ausblick   
L: Ich möchte genau das mit euch in der nächsten Woche versuchen.
Wir werden das Gebetshaus der Muslime in Füssen besuchen.

3.4. Tatsächlicher Stundenverlauf

Das Gebet (das in der Vorstunde nicht mehr zum "Einsatz" kam) hat die Schüler nach ihren eigenen Aussagen positiv angesprochen. Dementsprechend gut verlief auch das folgende kurze Unterrichtsgespräch, indem deutlich wurde, daß das Gebet von fast allen Religionen gesprochen werden kann.

Interesse fand auch das Bild, das die erste Erarbeitungsphase begleitete. Besonders die Tatsache, daß auch Indianer beteiligt waren, hat die Schüler beeindruckt. Diskutiert wurde auch die Frage, ob die Religionen zusammen beten können, wenn z.B. die Hindus viele Götter verehren, den Muslime der Monotheismus aber sehr wichtig ist. Die Lösung, daß alle nacheinander gebetet haben, hat die Schüler als Kompromiß überzeugt.

Die Gruppenarbeit war diesmal einfacher angelegt und wurde auch gut durchgeführt und dann präsentiert, wobei sich hier im Auftreten schon ein gewisser Gewöhnungseffekt bemerkbar machte.

Schwierig war die letzte Phase. Die Schüler waren nicht mehr willig, sich auf einen neuen Gedanken einzulassen, sodaß dieser Teil etwas zäh verlief und dann durch das Stundenende abgebrochen wurde. Gute Resonanz fand hingegen die Ankündigung, die Moschee zu besuchen.

3.5. Reflexion

In der Reflexion möchte ich nur auf den mißlungenen letzten Teil der Stunde eingehen. Rückblickend sehe ich die Schwierigkeiten schon im Entwurf angelegt. Der Kardinalfehler liegt m.E. darin, daß der vorgesehene Transferschritt eine eigene Erarbeitungsphase bzw. in anderem Zusammenhang eine eigene Unterrichtsstunde erfordert hätte. Hier wirkt er als Vertiefung etwas aufgesetzt. Da der Gedanke des Transfers den Übergang zum Moscheebesuch bilden sollte und die Schüler sich aber trotzdem recht offen für den Besuch gezeigt haben, sehe ich für den weiteren Verlauf keine Schwierigkeiten, die sich aus dem vorhergehenden Mangel ergeben.

4. Der Moscheebesuch (Vorbereitungsstunde und Durchführung)

4.1. Feinziele
4.2. Geplanter Verlauf
4.3. Tatsächlicher Verlauf
4.4. Reflexion

Über den didaktischen Nutzen des Moscheebesuchs wurden Überlegungen schon im Teil B niedergeschrieben.94 Da die konkrete methodische Durchführung hauptsächlich von meinem islamischen Kollegen Herrn Mehmed Usta95 getragen wird, verzichte ich hier auf die methodischen Vorüberlegungen. Wo es angebracht ist, werde ich in der Verlaufplanung einige Erklärungen anbringen. Das Vorgehen wurde mit Herrn Usta in einer kurzen Besprechung grob abgestimmt, aber nicht inhaltlich vorbereitet.

Im Folgenden gebe ich Rechenschaft über die Feinziele die ich mir für die einzelnen Teile gestellt habe.

4.1. Feinziele

FZ 1: In der Vorbereitungsstunde machen sich die Schüler die wichtigsten Verhaltensregeln bei einem Besuch in einem fremden Gebetshaus bewußt.

FZ 2: Die Schüler wiederholen anhand ihrer Heftmitschrift ihr schon gelerntes Wissen über den Islam und klären ihre noch verbleibende Fragen bzgl. der konkreten Glaubenspraxis.

FZ 3: In dem islamischen Religionslehrer begegnen die Schüler einem authentischen und kompetenten Vertreter der fremden Religion.

FZ 4: Durch die Begegnung mit einem ihrer türkischen Mitschüler wird den Schülern bewußt, daß in ihrem direkten Umfeld Jugendliche leben, für die der Islam eine prägende Kraft besitzt.

FZ 5: Bei der Besichtigung der Moschee erfahren die Schüler, daß der Glaubensmittelpunkt der Muslime in Füssen sich in direkter Nachbarschaft der Realschule befindet.

FZ 6: Im Gespräch mit dem Religionslehrer und dem Imam (Hodscha) erfahren die Schüler Einzelheiten über das Leben der Muslime in Füssen.

4.2. Geplanter Verlauf

Da der Verlauf in einigen Punkten von den Planungen des islamischen Kollegen abhängig ist, verzichte ich hier auf einen tabellarischen Verlaufsplan und skizziere kurz den geplanten und abgesprochenen Verlauf.

1. Vorbereitende Vorstunde
Die Vorstunde möchte ich für zwei Dinge nutzen. Die Schüler sollen anhand ihres Heftes ihre Kenntnisse über den Islam noch einmal auffrischen. Zu jedem Stichwort überlegen sich die Schüler fragen, die sie in diesem Zusammenhang gerne an einen etwa gleichaltrigen Mitschüler oder einen kompetenten Vertreter dieser Religion richten würden. Außerdem sind unbedingt einige Verhaltensregeln als Gast in einem fremden Gotteshaus wieder ins Bewußtsein zu rufen.

2. Unterrichtsbesuch des islamischen Religionslehrers
Auf Anregung von Herrn Usta werden wir uns zuerst in der Schule treffen. Dort wird er eine Stunde gestalten, in der er zunächst erklären will, was ihm am Islam wichtig ist. Anschließend sollen die Schüler die Möglichkeit erhalten, ihre Fragen an den Lehrer und ihren Mitschüler zu stellen.

3. Besuch der nahegelegenen Moschee
Da die Moschee sehr nahe bei der Schule liegt, können wir die Klasse zu Fuß in die Moschee führen. Dort wird ihnen Herr Usta die Einrichtung erklären und über das Leben der Gemeinde in Füssen erzählen.

4.3. Tatsächlicher Verlauf

Beim Besuch der Moschee mußte ich die Rolle des Lehrers abgeben und wurde zum Lernenden mit den Schülern. Ich war für den erfolgreichen Verlauf auf das Geschick des islamischen Kollegen angewiesen. Im tatsächlichen Verlauf kann ich einige positive Aspekte erkennen, sehe aber auch viele Ansatzpunkte, den Erfolg des Ganzen zu erhöhen.

Herr Usta führte in einem etwa 10 bis 15 minütigen Lehrervortrag in die wichtigsten Aspekte des Islam ein. Durch den Einsatz von Folien versuchte er den Schülern einen anschaulichen Einblick in seine Religon zu geben. Diese Ausführungen enthielten einiges, was den Schüler aus dem vorangegangenen Unterricht schon bekannt war. So wurde einiges Wissen vertieft und durch neue Erkenntnisse ergänzt.

Erschwert wurde der ganze Verlauf, durch sprachliche Probleme. Zwar spricht Herr Usta hinreichend Deutsch für eine persönliches Gespräch, fühlte sich einem Unterrichtsgespräch nicht gewachsen. Durch die nötige Übersetzung verlief der Vortrag etwas schleppend und die Aufmerksamkeit der Schüler wurde erschwert.

Die Schüler verhielten sich sowohl im Unterricht als auch in der Moschee sehr zurückhaltend. Dies kann positiv interpretiert werden als Respekt vor den Ausführungen des Gastes. Insgesamt hatte ich jedoch aufgrund der interessierten und kritischen Fragen in der Vorbereitungsstunde mehr Engagement der Schüler erwartet. Viele der guten (kritischen) Fragen wurden von den Schülern dann doch nicht gestellt, sodaß ich mich an dieser Stelle einschalten mußte. An einigen Punkten entwickelte sich dadurch ein Gespräch zwischen mir und dem muslimischen Kollegen, dem die Schüler zwar aufmerksam folgten, sich aber nicht einbrachten

4.4. Reflexion

In einigen organisatorischen Punkten würde ich heute anders vorgehen. Es wäre angebracht die ganze Themeneinheit schon vorher auf den Besuch hin mit dem islamischen Kollegen abzustimmen. So könnten viele Überschneidungen vermieden werden. Das Gespräch mit dem islamischen Mitschülern ging durch dessen Rolle als Übersetzer etwas unter. Eine eigene Stunde, eventuell mit mehreren islamischen Schülern (Gruppengespräche) halte ich nach dieser Erfahrung für angebracht. Der kognitive Lernerfolg war durch die unerwarteten Sprachprobleme etwas eingeschränkt. Dies erachte ich jedoch als nicht so gravierend, da das zusätzliche Wissen nicht das eigentlich Ziel des Moscheebesches darstellte. Die Ziele, die die Einstellung und das Bewußtsein der Schüler betreffen, sind zumindest ansatzweise erreicht worden, soweit diese überhaupt nachprüfbar ist.

Grundsätzlich sehe ich als entscheidend an, daß die Schüler in Herrn Usta einen für Kritik und Fragen offenen Vertretern des Islam kennengelernt haben und selbst einen Eindruck vom Glaubensleben der Muslime in Füssen gewinnen konnten. Ich sehe als Erfolg an, daß den Schülern der Islam in Füssen weniger fremd ist als vor dem Besuch in der Moschee.

5. Gesamtreflexion

Über die Reflexion des Verlaufs der einzelnen Stunden hinaus, die zeitlich nahe an den Stunden selbst angesiedelt war, möchte ich aus einer gewissen Distanz heraus noch abschließend die Gesamtplanung und den Gesamtverlauf überdenken. Ich bin der Auffassung bei der Planung und Durchführung keine groben Fehler gemacht zu haben. Die gestellten Stundenziele wurden weitgehend auch erreicht. An einigen Punkten sehe ich in der zeitlichen Distanz aber doch die Notwendigkeit Verbesserungen an der Verlaufsplanung anzubringen: Rückblickend bin ich der Meinung, daß die Stunden 5 und 6 ihren Schwerpunkt zu sehr im kognitiven Bereich haben. Dies war zum einen durch die Themenstellung (die nicht ganz meinen ursprünglichen Wünschen entsprach) vorgegeben. Andererseits hat die intensive fachliche Vorbereitung mich zu sehr in der Unterrichtsplanung beeinflußt. Dem kognitiven Schwerpunkt hätte man auch bei einer Unterrichtsgestaltung gerecht werden können, die kreative handwerkliche Phasen beinhaltet. Ich stelle mir dabei zum Beispiel die Gestaltung einer Plakatwand vor, auf der über die zwei Stunden hinweg, die Ergebnisse der kognitiven Arbeit dargestellt und präsentiert werden. Ergänzt mit Fotos vom Besuch der Moschee hätte damit der ganze Prozeß der Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zum Islam festgehalten werden können.

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Fußnoten: (mit Links zu den Literaturangaben)
89 Focus 40/1996, 9
90 Die Klasse hat ca. 25 Schüler. Das ergibt 6 Gruppe zu je 4-5 Schülern, dabei sind immer zwei Gruppen arbeitsgleich.
91 Material 5-4
92 Material 6-1
93 Material 6-2.1 bis 6.2.3
94 siehe Seite 24
95 Islamischer Religionslehrer an den GS und HS Füssen und Pfronten

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